Original: Tina Li | VenturePeakTalk | Beijing China
Part One
F: Als Schweizer haben Sie sich für die chinesische Küche entschieden und nicht für die traditionelle Schweizer Küche. Wurde diese Entscheidung jemals in Frage gestellt? Sind Sie aufgrund kultureller Unterschiede auf Konflikte gestoßen, oder gab es Momente, in denen Sie aufgeben wollten? Wie haben Sie diese Herausforderungen gemeistert und durchgestanden?
A: Als wir anfingen, die chinesische Küche in der Schweiz zu fördern, waren die Leute überrascht. Sie fragten: „Warum macht ihr das? Könnt ihr überhaupt davon leben?“ Viele nahmen an, es sei nur ein Hobby. Interessanterweise kam das grössere Erstaunen eher von der chinesischen Gemeinschaft als von den Schweizern. Die Schweizer verstanden das Konzept zunächst nicht ganz, da es für sie völlig neu war. Es ist jedoch sinnvoll, Kulturen zusammenzubringen, und es erfordert Geduld und Beharrlichkeit: Für die Chinesen ist Vertrauen entscheidend. Dieses Vertrauen wird durch enge Beziehungen aufgebaut, sei es mit chinesischen Restaurantbesitzern oder Köchen. Auf der Schweizer Seite haben die Leute unsere Mission anfangs nicht ganz verstanden. Der Schlüssel lag darin, wie wir sie ihnen erklärten - durch Aufklärung, Engagement und das Aufzeigen des Wertes der authentischen chinesischen Küche.
F: Chinesische Restaurants in der Schweiz beklagen sich darüber, dass lokale Zutaten „nicht immer vorhanden sind“, während Schweizer Produzenten Mühe haben, passende Produkte für chinesische Restaurants bereitzustellen. Glauben Sie, dass diese Kluft auf kulturelle Unterschiede zurückzuführen ist, oder ist es ein Fehler im Geschäftsmodell? Wie hat die China Foods Alliance diese Kluft überbrückt und sie zu einer profitablen Lösung gemacht?
A: Das ist ein komplexes Thema. Die Schweiz produziert viel hochwertiges Gemüse und Fleisch, aber es entspricht nicht immer den spezifischen Bedürfnissen der chinesischen Restaurants. Die Diskrepanz zwischen Erzeugern, Händlern und chinesischen Restaurantbesitzern stellt eine grosse Herausforderung dar: Einerseits verstehen die Schweizer Händler die chinesische Esskultur und die spezifischen Anforderungen an die Zutaten möglicherweise nicht vollständig. Andererseits verlassen sich chinesische Restaurantbesitzer oft auf asiatische Fachgeschäfte, um die Lücke zu füllen, anstatt mit lokalen Lieferanten zusammenzuarbeiten.Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Erwartungen der Kunden. So bevorzugt ein Schweizer Gast in einem chinesischen Restaurant vielleicht Karotten oder Kartoffeln aus lokalem Anbau, während andere wichtige Kräuter, Gewürze und Spezialzutaten aus Asien bezogen werden müssen. Die China Foods Alliance arbeitet daran, diese Kluft zu überbrücken, indem sie Händler mit lokalen Produzenten zusammenbringt und so sicherstellt, dass chinesische Restaurants Zugang zu qualitativ hochwertigen Schweizer Zutaten haben, ohne dass der authentische Geschmack verloren geht.
F: Chinesische Restaurants wollen lokale Zutaten verwenden, aber die Schweizer Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit sind streng. Hilft die China Foods Alliance ihnen, diese Vorschriften legal zu umgehen bzw.fördert sie das Arbeiten in einer „Grauzone“?
A: Es gibt kein Problem mit der Verwendung lokaler Zutaten. Wir ermutigen chinesische Restaurants sogar dazu, frische, lokale und gesunde Produkte zu verwenden, auch solche aus biologischem Anbau. Einige spezielle Zutaten müssen jedoch aus Asien oder dem chinesischen Festland importiert werden, und die Schweizer Zollbestimmungen für diese Produkte sind streng. Wenn es Probleme mit der Einhaltung der Vorschriften gibt, kann die Lieferung gestoppt oder sogar zerstört werden, bevor sie die Schweiz erreicht. Wir sind keine Lebensmittelhändler. Die Logistik und die Qualitätskontrolle werden von etablierten Akteuren der Branche übernommen, und nach dem, was ich gesehen habe, leisten sie hervorragende Arbeit, um sicherzustellen, dass die Produkte die erforderlichen Standards erfüllen.
F: Ihre Publikation, der China Foods Guide, hebt Gerichte wie „Northwest-Style Hand-Pulled Chicken with Alpine Goat“ hervor. Welches sind die drei meistverkauften „chinesische Gerichte mit Schweizer Einflüssen“? Bevorzugen die Einheimischen die authentische chinesische Küche oder bevorzugen sie Fusionen und Innovationen?
A: Chinesische Restaurants in der Schweiz verfolgen in der Regel einen der beiden Ansätze:
Die Fusion zwischen der Schweizer und der chinesischen Küche steckt noch in den Kinderschuhen. Einige Restaurants experimentieren zwar mit der Kombination von Aromen und Techniken, doch ist die Fusionsküche oft teurer als das traditionelle Angebot, was sie zu einem Nischenmarkt macht: Bei der „schweizerisch beeinflussten chinesischen Küche“ liegt der Schwerpunkt auf der Veredelung der lokalen Schweizer Zutaten. Wir wissen, dass die Schweizer Gäste bereit sind, für Gerichte mit frischen, lokalen Zutaten mehr zu bezahlen. Dies bietet eine hervorragende Gelegenheit, die Stärken beider kulinarischer Traditionen zu kombinieren.
Im zweiten Teil werden wir die drei zentralen Herausforderungen diskutieren:
✔ Kognitive Dislokation
✔ Lokalisierung und Anpassung
✔ Gleichgewicht zwischen kultureller Identität und Unternehmenswachstum
Bleiben Sie dran!